Titel: Rentierzüchterin Finnland
Quelle: via Visit Finland | Pressemitteilung
„Das ist mein Platz!“ dieser Gedanke schießt Christina Löther-Mourujärvi durch den Kopf, als sie zum ersten Mal finnischen Boden betritt. Die Norddeutsche aus Hohenlockstedt steht an einem von vielen Seen in Savonlinna, inmitten der Finnischen Seenplatte. Sie ist erschöpft von der langen Autofahrt aus Deutschland, aber gleichzeitig ergreift sie ein Glücksgefühl. Wie eine einzigartige Fototapete entrollt sich das Panorama vor ihren Augen: die ursprünglich Naturlandschaft Ostfinnlands, der klare See, das Plätschern des Wassers, die Geräusche heimischer Tiere. Christina ist wie verzaubert.
„Das war eine Stimmung – unbeschreiblich! Da hat es mich einfach gepackt“, erinnert sie sich heute, 19 Jahre später, an diesen Augenblick, der ihr Leben verändern sollte. Denn mittlerweile lebt die 45-Jährige im finnischen Lappland und hat hier ihr Glück, ihre Liebe und ihren Traumberuf gefunden. Sie züchtet mit ihrem finnischen Ehepartner Manne Rentiere. Gelernt hat sie das nicht, aber wie die Liebe zu Finnland und zu Manne, war die Zuneigung zu den sanftmütigen Tieren, einfach da, ein Bauchgefühl. „Das ist gar nicht so typisch für mich, normalerweise bin ich ein sehr durchdachter Mensch“, staunt sie selbst. Nicht so bei Finnland. Nach dem ersten Urlaub im Jahre 2002 kam sie nicht mehr von dem Land los, dem laut aktuellem World Happiness Report glücklichsten Land der Welt. Sie reiste in jeder freien Minute nach Finnland, lernte verschiedene Regionen und Familien kennen und traf schließlich Manne. Der ruhige, besonnene Finne eroberte ihr Herz beim Schneeschuhwandern. 2005 beschloss sie ganz nach Finnland auszuwandern, zwei Jahre später heiratete sie Manne und zog in sein Elternhaus in der Nähe von Posio in Lappland. In einem Umkreis von 1,5 Kilometern finden Besucher hier elf verschiedene Gewässer. Insgesamt zählt Posio 3.000 Einwohner, ebenso viele Seen gibt es in der näheren Umgebung.
„Ich mag alles hier. Die Landschaft, das Lebensgefühl, die Ruhe, die etwas zurückhaltenden, aber zuverlässigen Lappländer und natürlich unsere Rentiere“, schwärmt Christina. In Lappland leben an die 200.000 Rentiere. Mehr als Menschen, von denen es hier rund 180.000 gibt. Eine davon ist nun die 45-jährige Norddeutsche. Sie scheint sich hier sichtlich wohl zu fühlen, die nördlichste Region Finnlands ist ihre neue Heimat geworden. „Selbst die lange Dunkelheit im Winter macht mir nichts aus, da wird es umso gemütlicher im Haus.“ Außerdem werde man im Winter mit magischen Nordlichtern am Himmel und meterhohem Schnee belohnt. In Lappland kann es eisig kalt werden, im Sommer klettert das Thermometer auch schon mal auf 30 Grad, die Seen laden zum Abkühlen nach einem Saunagang ein. Wobei die Finnen auch liebend gern im Winter in den See springen zum populären Eisschwimmen. „Das ist eine der wenigen Sachen, die ich hier nicht mitmache. Ist mir viel zu kalt“, winkt Christina ab.
Umso lieber packt sie bei der Aufzucht ihrer Rentiere mit an. „Wir lieben unsere Rentiere, wir lieben sie wirklich“, betont sie. Zehn Waisen habe sie als Babys mit der Flasche aufgezogen, sie hätten im Haus in einem Kinderbett geschlafen, da sie alle drei Stunden gefüttert werden mussten. Diese Tiere sind ihnen besonders ans Herz gewachsen. Ebenso wie ihre Hausrentiere, die alle einen Namen haben und dauerhaft in einem großen Gehege bei ihnen leben. Im Gegensatz dazu besitzen die Mourujärvis auch sogenannte Waldrentiere. Diese verbringen einen Großteil ihrer Zeit frei im Wald und kommen im Winter, wenn sie kaum Futter finden, in ihr Winterdomizil auf dem Rentierhof. Übrigens fragt man einen Rentierzüchter nie nach der Anzahl seiner Tiere, das sei so als wolle man bei uns den Kontostand von jemanden erfahren, meint Christina. Daher gibt sie mit 30 lediglich die Anzahl ihrer Hausrentiere preis. Während die Waldrentiere auch wegen ihres Fleisches gehalten werden, sind die Hausrentiere im Winter mit Schlittenziehen beschäftig oder kuscheln mit Gästen und lassen sich auch mal gerne mit diesen ablichten. Denn das Ehepaar hat ihr Anwesen vor einigen Jahren auch kleinen Besuchergruppen zugänglich gemacht, wobei die Gebäude nachhaltig und komplett im Eigenbau entstanden sind. „Auf unserem Hof können Familien oder befreundete Gruppen authentische Ferien mit uns und unseren Rentieren verbringen“, erklärt Christina. Bis zu sechs Personen haben die Möglichkeit in einer Kota, einer Art Holz-Zelt mit offener Feuerstelle, zu übernachten. Entspannen können sie im Saunahaus, gegessen wird im Privathaus des Paares. „Wir bieten unseren Gästen eine Rundumbetreuung. Außerdem machen wir Rentierschlittenfahrten, Skiwanderungen oder Ausflüge mit ihnen, wobei die Wildnis Lapplands und natürlich unsere Tiere im Mittelpunkt stehen.“
Seit 2018 ist ein Rentier besonders ins Rampenlicht gerückt: Prinssi alias Ailo ist Hauptdarsteller des Filmes „Ailos Reise“, der international bekannt und ebenfalls in Deutschland ausgestrahlt wurde. Das Filmteam hat mehrere Wochen auf dem Rentierhof verbracht und nicht nur mit Prinssi, sondern auch mit anderen Rentieren des Ehepaars gedreht. Als Kulisse diente die nähere Umgebung. Eine filmreife Gegend, Lappland, die nördlichste Region Finnlands, und seit 16 Jahren Heimat der Deutschen Christina Löther-Mourujärvi. Ein Zuhause, in dem sie Ruhe und Geborgenheit gefunden hat und wo sie für immer bleiben möchte.