Titel: astronaut
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Es ist der 20. Juli 2021. Der reichste Mann der Welt, Amazongründer Jeff Bezos, fliegt ins All und wieder zurück. Ist nun das Zeitalter des Weltraumtourismus eingeleitet? Und ist es überhaupt eine gute Idee und erstrebenswert, beim Reisen weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste der Devise „immer mehr, weiter, höher“ zu folgen?

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Bezos hebt ab

Nach dem britischen Unternehmer Richard Branson ist Jeff Bezos nun der zweite „Weltraumtourist“. Wo noch vor wenigen Jahrzehnten Weltraumpioniere wie Neil Armstrong oder Juri Gagarin das Privileg besaßen die blaue Erde von oben zu sehen, werden zukünftige Raumfahrer keine Helden oder Wissenschaftler, sondern Kunden sein. Sehr reiche Kunden wohlgemerkt. Der erste bemannte Weltraumflug in einer neuen Raumkapsel der Firma Blue Origin (Weltraum Start-up von Bezos selbst) hat einen unbekannten Bieter stolze 28 Millionen US-Dollar gekostet. Nach dem Start soll das Raumschiff innerhalb von zwei Minuten auf mehr als 3700 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Nach drei Minuten soll die Schwerelosigkeit einsetzen, bevor die abgetrennte Kapsel ca. 100 Kilometer Höhe über der Erde erreicht. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation ISS fliegt noch etwas höher, 400 Kilometer über der Erdoberfläche. Insgesamt dauert der Spaß knappe 10 Minuten, ohne Weltraumspaziergang, dafür aber mit einer fallschirmgesicherten Landung in der texanischen Wüste. Champagner am Boden inklusive. Der Weltraumtourismus ist also erst mal ein kurzes und teures Vergnügen. Doch vielleicht geht es den Reisenden auch genau darum.

Bisherige Weltraumreisen

Zwar gab es schon seit 2001 zahlende „Weltraumtouristen“, die zur bemannten Weltraumstation ISS hin- und zurückflogen, doch erreicht diese Art des Reisens inzwischen ganz neue Dimensionen. Mit eigenen Weltraumunternehmen, samt Raketen, Infrastruktur und Know-how, wollen Milliardäre wie Bezos, Musk und Branson erneut einen Markt für sich gewinnen. Die Raumfahrtfirma Virgin Galactic von Richard Branson hat bereits 2014 rund 700 Tickets im Wert von 250.000 US-Dollar für zukünftige Weltraumflüge verkauft. Im Moment werden hierfür aber noch nur Testflüge durchgeführt. Wann die gut betuchten Käufer ihren teuren Weltraumspaß beanspruchen können, steht also noch in den Sternen. Ganz klar ist das Ziel eine Art Massentourismus für All-Ausflüge zu schaffen, ungeachtet der Kosten und Konsequenzen für die Umwelt und Menschen auf der vom Weltraum gut zu erkennenden, brennenden Erde. Der Treibstoffverbrauch und somit auch die CO2-Emissionen eines kommerziellen Weltraumflugs erreichen ungefähr das Niveau eines Transatlantikfluges. Im All haben sie allerdings eine viel verheerendere Wirkung auf das dünne Ozonloch der Erde als Flugzeuge und Autos auf der Erde. Der Anteil der Emissionen, die auf Raketen zurückzuführen sind, ist noch relativ gering, jedoch wächst die Raumfahrtbranche enorm und noch ist Zeit dieses Wachstum in eine kontrollierte ökologische Richtung zu lenken.

Erst mal wird der touristische Flug in den Weltraum wohl weiterhin den Reichsten der Reichen vorbehalten sein. Ein Statussymbol sondergleichen, was zusätzliche Fragen zum Nutzen und Risiken dieser verschwenderischen Form des Reisens aufwirft. Der Weltraumtourismus wird kommen, keine Frage, doch sollten wir uns jetzt fragen, mit welchen Folgen für ein Jedermann er verbunden sein wird. Wie man ihn regulieren und weniger zerstörerisch und „protzig“ machen könnte. In Zeiten, wo die Klimakrise so präsent und gefährlich wie nie ist, sollte der Fokus eher drauf liegen, die Herausforderungen auf Erde zu bewältigen, anstatt sich immer mehr von ihr zu entfernen.

Wer also lieber auf den Boden bleiben und entspannt und klimafreundlich durchs Land reisen möchte, dem empfehlen wir unseren Artikel zur neuen Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Stockholm.

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